Vergiss Alpe d’Huez, Mont Ventoux und Stelvio – wer noch nie die Cime de la Bonette bezwungen hat, hat in Sachen epischer Alpenpässe definitiv Nachholbedarf. Auf über 2.800 Meter schraubt sich die Straße durch eine Mondlandschaft, die ihresgleichen sucht. Warum dieser Anstieg ein absolutes Muss für jeden wahren Roadie ist, verraten wir im ultimativen Deepdive von 11bar.
- Mit 2.802 Metern der höchste asphaltierte Straßenpunkt der Alpen
- Schwindelerregende Ausblicke und bizarre Felsformationen
- Legendärer Anstieg – mehrfach Etappenziel der Tour de France
- Brutaler, aber ehrlicher Anstieg: durchschnittlich 6,6 % auf 24 km
- Absolut verkehrsarm und Natur pur
- Ein Muss für die Bucket List jedes ambitionierten Rennradfahrers
- Gute Erreichbarkeit für Bikepacking und Roadtrips
- Klima und Höhe stellen besondere Anforderungen an Mensch und Material
Mythen, Zahlen & Historie: Was macht die Cime de la Bonette so besonders?
Vergiss das übliche Alpen-Geklapper – die Cime de la Bonette ist kein x-beliebiger Pass, sondern der König aller Asphaltwege. Mit exakt 2.802 Metern ist sie der höchste anfahrbare Punkt auf einer öffentlichen Straße in den Alpen. Offiziell führt der Col de la Bonette „nur“ auf 2.715 Meter, doch die legendäre Schleife um die Cime setzt dem Ganzen die Krone auf. Wer oben steht, blickt auf ein Panorama, das eher an die Oberfläche des Mars erinnert als an die grünen Weiden von Savoien oder Tirol. Die Bonette ist damit nicht nur geographisch, sondern auch emotional in einer ganz eigenen Liga.
Historisch ist die Bonette ein echtes Schwergewicht: Schon 1962 entdeckte die Tour de France diesen Monsterberg für sich, und seitdem hat sie immer wieder als Scharfrichter und Mythenschmiede gedient. Hier wird nicht nur gefahren, hier wird gelitten und Geschichte geschrieben. Die Passstraße selbst, einst von Napoleon III als strategische Route angelegt, ist heute ein Pilgerziel für Radsportler aus aller Welt. Keine Insta-Filter, kein Bullshit – die Bonette ist authentisch, rau und ehrlich.
Technisch gesehen ist der Anstieg eine echte Ansage: Von Jausiers aus warten 24 Kilometer mit durchschnittlich 6,6 % Steigung. Klingt machbar? Nicht, wenn man bedenkt, dass die Luft ab 2.000 Metern dünn und alles über 2.500 Metern einfach nur brutal wird. Die letzten Meter zur Cime sind ein einziger Kampf gegen den inneren Schweinehund, den Wind und die eigene Lunge. Hier trennt sich der Strava-Poseur vom echten Gipfelstürmer.
Die Route: Zahlen, Fakten und die besten Varianten
Die klassische Auffahrt startet im kleinen Ort Jausiers im Nordosten und windet sich auf schier endlosen Serpentinen nach oben. Wer auf Zahlen steht, bekommt hier die volle Breitseite: 24 Kilometer, 1.589 Höhenmeter, und das alles ohne echte Flachstücke zum Durchatmen. Die Straße ist durchgehend asphaltiert, aber alles andere als ein Hochglanz-Boulevard: Risse, lose Steine und gelegentliches Geröll fordern volle Aufmerksamkeit. Wer sein Material liebt, checkt vorab Bremsen, Reifen und Schaltung gründlich durch – ein Defekt weit oben kann schnell zur echten Odyssee werden.
Alternativ lässt sich die Bonette auch von Süden, aus Saint-Étienne-de-Tinée, erklimmen. Diese Variante ist länger (über 26 Kilometer), aber mit weniger knackigen Steilstücken – ideal für alle, die es etwas gleichmäßiger mögen. In beiden Fällen wartet oben das epische Finale: die Schleife um die Cime. Dieser letzte Kilometer, der scheinbar ins Nichts führt, ist das ultimative Statement für jeden Roadie. Wer hier nochmal aus dem Sattel geht, hat entweder zu viel Energie oder nimmt zu wenig Rücksicht auf sein Herz.
Wem das noch nicht reicht, kann die Bonette als Teil einer Rundtour mit dem Col de la Cayolle oder Col d’Allos kombinieren. So oder so: Die Abfahrt ist mindestens genauso legendär wie der Anstieg selbst. Kaum Verkehr, freie Sicht und ein Flow, der süchtig macht – aber Vorsicht: Auf 2.800 Metern kann das Wetter binnen Minuten kippen. Wind, Nebel und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt sind keine Seltenheit, selbst im Hochsommer.
Herausforderung Höhe: Was du wirklich wissen musst
Hochalpine Pässe sind kein Ponyhof, und die Bonette ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr die Höhe den Körper herausfordert. Ab etwa 2.000 Metern sinkt die Sauerstoffsättigung spürbar, was sich in brennenden Lungen, schwerfälligen Beinen und einem Puls äußert, der auf einmal in ganz neue Sphären abdriftet. Wer hier zu schnell startet, kann das Finale komplett vergessen. Das einzige Rezept: Pacing, Geduld und eine Prise Demut vor dem Berg.
Auch das Material leidet: Bei dünner Luft und niedrigen Temperaturen reagieren Reifen und Bremsen anders als im Flachland. Wer Tubeless fährt, sollte auf den richtigen Luftdruck achten, da sich dieser mit zunehmender Höhe verändert. Mechanische Schaltungen trumpfen hier oft gegenüber elektronischen Systemen, die bei Kälte an ihre Grenzen kommen. Die Bonette ist eben keine Bühne für Hightech-Show-Offs, sondern ein Testgelände für echtes Handwerk und Verstand.
Nicht zu unterschätzen sind auch Sonne und Wetter: Der Himmel kann strahlend blau sein, während nur ein paar Meter höher Schneefelder lauern oder ein Gewitter aufzieht. Windböen erreichen Sturmstärke, und die UV-Strahlung ist in diesen Höhen brutal. Sonnencreme, Windjacke und ein Buff gehören zwingend ins Gepäck. Wer hier spart, zahlt spätestens oben die Rechnung – und zwar richtig.
Bucket List-Magie: Was die Bonette mit dir macht
Es gibt Pässe, die macht man für den KOM, für die Trophäe oder fürs Foto. Die Bonette aber fährt man für sich selbst. Wer oben ankommt, erlebt eine Mischung aus totaler Erschöpfung und unbändiger Euphorie. Der Blick über das Mercantour-Massiv, die karge Steinwüste rund um die Cime, das Gefühl, auf dem Dach der Alpen zu stehen – das ist pures Roadie-Glück, das kein Social-Media-Filter je transportieren kann.
Die Straße selbst ist ein Statement gegen Kommerz und Massentourismus: Kaum Verkehr, keine Souvenirshops, keine Selfie-Horden. Hier oben gibt’s nur den Wind, den Asphalt und das eigene keuchende Ich. Wer sich auf die Bonette einlässt, verlässt seine Komfortzone – und das ist auch gut so. Denn genau hier, zwischen Atemnot und Adrenalin, findet man den wahren Kern des Radsports: Freiheit, Grenzerfahrung und das pure Jetzt.
Nicht zuletzt ist die Bonette der perfekte Prüfstein für alle, die glauben, schon alles gesehen zu haben. Kein Pass in den Alpen bietet diese Kombination aus Länge, Höhe, Einsamkeit und Drama. Wer hier oben war, trägt die Bonette für immer im Herzen – als schmutziges, ehrliches und unvergessliches Kapitel seiner ganz persönlichen Roadie-Legende.
Fazit: Cime de la Bonette – Pflichtprogramm für echte Roadies
Die Cime de la Bonette ist nicht nur ein weiterer Haken auf der Bucket List, sondern das Nonplusultra für alle, die wissen wollen, wie sich echter Radsport anfühlt. Hier zählt keine Wattzahl, kein Zeitvergleich, kein Instagram-Like – nur du, der Berg und der Wille, bis ganz nach oben zu kommen. Die Bonette ist fordernd, unbequem und gnadenlos ehrlich, aber genau das macht ihren Reiz aus.
Wer bereit ist, sich der Herausforderung zu stellen, wird mit einem Erlebnis belohnt, das weit über den reinen Anstieg hinausgeht. Die Mischung aus landschaftlicher Brutalität, sportlicher Herausforderung und emotionalem Finish sucht ihresgleichen. Egal, ob du Einsteiger, ambitionierter Amateur oder alter Hase bist – die Bonette ist ein Statement. Und zwar eines, das im Roadie-Lebenslauf definitiv nicht fehlen darf.
Wenn du nach dem ultimativen Alpenpass suchst, der Kopf, Beine und Herz gleichermaßen fordert, dann ist die Cime de la Bonette dein Ziel. Alles andere ist nur Vorgeplänkel.
Pro:
- Spektakuläre Landschaft und einmalige Panoramen
- Höchster anfahrbarer Punkt der Alpen – echtes Prestige
- Vergleichsweise wenig Verkehr und authentische Atmosphäre
- Herausfordernd, aber technisch gut machbar für ambitionierte Fahrer
- Ideale Bedingungen für epische Roadtrips und Bikepacking-Abenteuer
- Unvergessliches Erlebnis für Körper und Geist
Contra:
- Extremes Wetterrisiko, auch im Sommer
- Kaum Infrastruktur am Berg – Selbstversorgung Pflicht
- Die Höhe ist für ungeübte Fahrer körperlich extrem fordernd
- Abfahrt kann bei Wind und Kälte zur echten Nervenprobe werden