Was Profi-Fahrerinnen wirklich verdienen – und was das über den Sport sagt: Zwischen Glamour, harter Realität und dem ewigen Kampf um Anerkennung und Fairness. Wir haben gnadenlos ehrlich recherchiert, Zahlen entzaubert und zeigen, warum das Gehalt im Frauenradsport mehr als nur eine Zahl ist.
- Die Gehälter im Profi-Frauenradsport sind oft erschreckend niedrig und liegen teils weit unter dem Männerniveau
- UCI-Mindestlöhne wirken wie ein Tropfen auf dem heißen Asphalt – viele Teams zahlen trotzdem weniger
- Prämien, Sponsoring und Nebenjobs sind für viele Fahrerinnen überlebenswichtig
- Der Gender Pay Gap im Radsport ist keine gefühlte Ungerechtigkeit, sondern bittere Realität
- Erstklassige Athletinnen müssen häufig zwischen sportlichem Traum und finanzieller Sicherheit wählen
- Strukturelle Probleme in Verbänden und Industrie bremsen die Entwicklung aus
- Fortschritte gibt es – aber nur, weil Fahrerinnen laut und unbequem bleiben
- Der Profi-Frauenradsport ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Baustellen, aber auch ein Hoffnungsträger
Die nackte Wahrheit: Gehaltszahlen, Mindestlöhne und Nebenjobs
Im Profi-Frauenradsport sind große Schecks eher Ausnahme als Regel. Während die Topstars im Männerpeloton von Millionengagen träumen dürfen, kratzt ein Großteil der Profi-Fahrerinnen am Existenzminimum. Laut UCI liegt der aktuelle Mindestlohn für WorldTour-Fahrerinnen bei etwa 32.000 Euro, während ihre männlichen Kollegen mehr als das Doppelte kassieren – und das ist erst der Anfang der Schieflage. Viele Teams umgehen diese Mindestlöhne durch Praktikantenverträge, Teilzeitstellen oder schlicht dubiose Vertragsmodelle. Wer glaubt, dass WorldTour-Status automatisch ein finanzielles Upgrade bedeutet, hat die Realität im Frauenradsport noch nicht erlebt.
Abseits der WorldTour sieht es noch düsterer aus: In den Continental-Teams verdienen viele Fahrerinnen gar nichts oder bekommen lediglich Spesen und ein paar Trikots. Ein echter Nebenjob ist für die meisten keine Option, sondern bittere Notwendigkeit. Ob als Barista, Lehrerin oder Social-Media-Managerin – viele Profis jonglieren Training, Rennen und Arbeit, um sich das Leben auf zwei Rädern überhaupt leisten zu können. Klingt nach Rock’n’Roll? Ist eher Survival in Lycra.
Prämien und Preisgelder sind zwar nett, aber selten mehr als ein Bonus. Denn selbst bei großen Rennen wie dem Giro Donne oder der Tour de France Femmes ist das Preisgeld im Vergleich zu den Männern lächerlich gering. Wer auf einen Lucky Punch hofft, wird schnell eines Schlechteren belehrt. Kurz: Die nackte Wahrheit ist, dass der Traum vom bezahlten Profi-Dasein für viele Fahrerinnen immer noch Wunschdenken bleibt – trotz aller Fortschritte der letzten Jahre.
Warum der Gender Pay Gap im Radsport so hartnäckig bleibt
Wer glaubt, dass es im Radsport nur um Wattwerte, Siege und Trainingskilometer geht, hat den wichtigsten Gegner übersehen: den strukturellen Sexismus. Der Gender Pay Gap ist nicht einfach ein Betriebsunfall, sondern das Produkt jahrzehntelanger Vernachlässigung, schlechter Vermarktung und mangelndem politischen Willen. Während Männerteams von großen Sponsoren und TV-Zeiten profitieren, bekommen Frauenteams oft nur die Brotkrumen – und das spiegelt sich gnadenlos auf dem Konto wider.
Ein Grund: Die mediale Präsenz von Frauenrennen ist immer noch ein Witz. Wer nicht im Fernsehen auftaucht, verkauft keine Trikots und zieht keine Sponsoren an. Viele Rennen werden kaum übertragen, die Berichterstattung ist oft lieblos und von Klischees durchzogen. Das Ergebnis: Weniger Reichweite, weniger Geld, weniger Anerkennung. Ein Teufelskreis, aus dem sich die Szene nur langsam herausarbeitet. Die UCI hat zwar Mindeststandards eingeführt, aber wer kontrolliert schon, was abseits von Pressemitteilungen und Instagram-Posts tatsächlich gezahlt wird?
Auch innerhalb der Teams herrscht oft eine klassische Männerwirtschaft. Die Schlüsselpositionen in Management, Technik und Marketing sind überwiegend männlich besetzt – und das hat Folgen für die Prioritäten. Wer glaubt, dass Sponsoren von selbst auf den Frauenradsport anspringen, hat das Spiel nicht verstanden. Es braucht knallharte Öffentlichkeitsarbeit, mutige Stimmen und den Willen, auch mal unbequem zu bleiben. Denn solange das System nicht radikal umgebaut wird, bleibt der Gender Pay Gap der Elefant im Fahrerfeld.
Karriere oder Leben? Die (un)möglichen Entscheidungen der Fahrerinnen
Profi-Fahrerinnen stehen oft vor Entscheidungen, die männlichen Kollegen erspart bleiben. Ein Vertrag über zwei Jahre kann existenzielle Unsicherheit bedeuten, wenn das Gehalt kaum für Miete und Essen reicht. Viele Fahrerinnen zögern deshalb, alles auf die Karte Sport zu setzen. Wer will schon zur Weltspitze gehören und gleichzeitig darüber nachdenken, ob das Radleasing im nächsten Monat noch drin ist? Die Folge: Top-Talente steigen viel zu früh aus oder wechseln in Branchen, die mehr Sicherheit und Perspektive bieten.
Familienplanung ist ein weiteres Tabuthema. Während männliche Profis meist ungestört Karriere und Privatleben kombinieren, riskieren Frauen mit Kinderwunsch oft das Karriereende. Schwangerschaftsschutz, flexible Rückkehrmodelle und faire Verträge sind zwar auf dem Papier vorhanden, in der Praxis aber oft Makulatur. Wer schwanger wird, bekommt manchmal einfach keinen neuen Vertrag – so viel zur vielbeschworenen Gleichstellung.
Doch es gibt auch Hoffnung. Immer mehr Fahrerinnen gehen offensiv mit ihrer Situation um, sprechen Missstände an und fordern ihr Recht auf ein faires, selbstbestimmtes Leben. Der Druck auf Teams und Verbände wächst, und die Fans feiern Fahrerinnen, die nicht nur auf dem Rad, sondern auch im Kampf um Gleichberechtigung vorneweg fahren. Der Weg bleibt steinig, aber das Selbstbewusstsein wächst – und das ist vielleicht die wichtigste Entwicklung der letzten Jahre.
Wie Sponsoren, Industrie und Medien den Wandel bremsen – oder vorantreiben könnten
Die Verantwortung für bessere Gehälter liegt nicht nur bei den Teams. Sponsoren und Industrie spielen eine Schlüsselrolle, wenn es um die finanzielle Ausstattung von Frauenteams geht. Doch viele Unternehmen scheuen nach wie vor das vermeintliche Risiko, ins „unbekannte Terrain“ Frauenradsport zu investieren. Statt mutig neue Märkte zu erobern, setzt man lieber auf bewährte Männerteams und altbekannte Namen. So bleibt das Potential des Frauenradsports weitgehend ungenutzt – sowohl sportlich als auch wirtschaftlich.
Die Medienlandschaft trägt ihren Teil zur Misere bei. Wer das Frauenrennen erst nach dem Männerrennen zeigt, Kommentatoren schlafwandeln lässt und Storytelling auf Seifenoperniveau betreibt, braucht sich über mangelndes Interesse nicht wundern. Gute Berichterstattung ist kein Zufall, sondern eine Frage von Haltung und Ressourcen. Solange der Sport als Nischenprodukt behandelt wird, bleibt auch das finanzielle Niveau eine Randnotiz.
Doch es gibt Lichtblicke: Immer mehr Marken setzen gezielt auf weibliche Athletinnen, große Rennen werden zum Publikumserfolg, und Social Media sorgt dafür, dass Fahrerinnen ihre eigenen Geschichten erzählen können. Wer heute als Sponsor oder Medienhaus den Frauenradsport verschläft, der wird morgen aus dem Windschatten überholt. Die Szene ist im Umbruch – jetzt braucht es nur noch den Mut, das Gaspedal durchzutreten.
Fazit: Zwischen Hoffnung und harter Realität – was sich ändern muss
Die Gehälter von Profi-Fahrerinnen sind ein Spiegelbild all dessen, was im System Radsport noch schief läuft. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um Wertschätzung, Gleichberechtigung und die Zukunft eines gesamten Sports. Wer glaubt, dass sich das Problem von allein löst, hat die Dynamik im Frauenradsport unterschätzt. Denn hier fahren nicht nur Athletinnen um Siege, sondern auch um die Anerkennung, die ihnen zusteht. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Veränderung ist möglich, aber sie braucht Druck, Mut und eine Szene, die unbequem bleibt. Wer echte Chancengleichheit will, darf sich mit kleinen Fortschritten nicht zufriedengeben. Der Profi-Frauenradsport hat das Potential, die Spielregeln neu zu schreiben – wenn alle endlich ernst machen.
Pro:
- Erste Mindestlöhne und mehr Aufmerksamkeit durch UCI und Medien
- Zunehmende Sichtbarkeit von Fahrerinnen und ihren Geschichten
- Wachsendes Selbstbewusstsein und Solidarität in der Szene
- Neue Sponsoren entdecken das Potential des Frauenradsports
- Verbesserte Strukturen in einigen Teams und Nationen
Contra:
- Gehälter bleiben oft zu niedrig für ein sorgenfreies Profi-Leben
- Gender Pay Gap ist weiterhin tief verankert
- Wenig Planungssicherheit und fehlende Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben
- Sponsoren und Medien zögern noch immer, wirklich zu investieren
- Strukturelle Blockaden in Verbänden und Management