Wer Mallorca nur als Ballermann-Mekka kennt, hat auf dem Rennrad noch nie die wahre Schönheit der Insel erlebt. Zwischen rauer Küste, endlosen Mandelhainen und legendären Anstiegen versteckt sich ein Paradies, das jedem Roadie den Puls nach oben jagt. Wir zeigen dir, welche Mallorca-Routen du mindestens einmal im Leben gefahren sein musst – radikal ehrlich, maximal detailliert und garantiert ohne touristischen Kitsch.
- Die besten Rennrad-Routen von der zerklüfteten Küste bis zum atemberaubenden Hochplateau
- Technische Tipps zu Streckenprofil, Straßenbeschaffenheit und Verkehrsaufkommen
- Legendäre Hotspots: Sa Calobra, Cap de Formentor, Puig Major und Co.
- Route-Empfehlungen für Anfänger, ambitionierte Amateure und Experten
- Insider-Wissen zu Verpflegung, Radverleih und Pannenhilfe auf der Insel
- Empfohlene Ausrüstung für die speziellen Bedingungen Mallorcas
- Warnungen vor Touristenfallen, Straßenchaos und unterschätzten Steigungen
- Klare Bewertung: Welche Touren lohnen sich wirklich, welche kannst du knicken?
Von Asphaltträumen und Küstenklassikern – Die Nordwestküste
Wer auf Mallorca Rennrad fährt und die Nordwestküste auslässt, kann direkt zurück zum Flughafen radeln – so ehrlich muss man sein. Die Serra de Tramuntana, das Rückgrat der Insel, schiebt sich wie ein Bollwerk zwischen Meer und Flachland und bietet eine epische Kulisse, die fast schon kitschig wirkt. Die Route von Andratx nach Pollença ist ein echter Klassiker und steht auf jeder Bucket List. Hier reiht sich Anstieg an Abfahrt, Serpentine an Serpentine, und der Asphalt windet sich wie ein endloses Band am Fels entlang. Anfänger werden hier schnell merken, dass Höhenmeter nicht nur eine Zahl auf dem Tacho sind, sondern sich verdammt real in den Beinen anfühlen.
Die Straße ist meist schmal, aber in erstaunlich gutem Zustand – ein Relikt der spanischen Straßenbaukunst, das dich selbst im tiefsten Winter nicht im Stich lässt. Aber Achtung: An Wochenenden und in der Hochsaison sind hier nicht nur Roadies, sondern auch Wohnmobile und Cabrio-Mietwagen unterwegs. Wer den Sonnenaufgang nicht scheut, startet früh und hat die Strecke fast für sich allein. Technisch fordernd sind vor allem die Abfahrten, auf denen du zwischen Felswänden und Meerblick blitzschnell reagieren musst. Hier zeigt sich, ob deine Bremsen und dein Mut auf demselben Niveau sind.
Die Highlights stapeln sich wie die Höhenmeter: Coll de Sóller, Coll de sa Batalla und natürlich der legendäre Abstecher nach Sa Calobra. Letzterer ist nicht nur ein Anstieg – es ist ein Ritual. Die 26 Haarnadelkurven zurück nach oben prügeln dir den letzten Rest Kraft aus den Oberschenkeln, aber die Aussicht und das Gefühl, es geschafft zu haben, lassen jeden Schweißtropfen vergessen. Wer hier oben ankommt, darf sich getrost als Mallorca-Veteran fühlen.
Sa Calobra, Puig Major & Cap de Formentor – Die Pflichtprogramm-Mythen
Sa Calobra ist nicht einfach nur ein Anstieg, sondern ein Statement: Wer ihn bezwingt, gehört zur Roadie-Hall-of-Fame. Die Rampe windet sich mit durchschnittlich 7 % Steigung und maximalen Spitzen von über 11 % über knapp zehn Kilometer nach oben. Das Verrückte: Du musst erst runter, bevor es raufgeht, was den psychologischen Druck auf dem Rückweg noch verstärkt. Die Straße schmiegt sich an die Felsen, du blickst in Abgründe, und spätestens wenn die berühmte „Krawatte“ – eine 270°-Kehre, die sich selbst überschneidet – vor dir auftaucht, weißt du, dass du auf einer der krassesten Straßen Europas unterwegs bist.
Der Puig Major, mit 1.445 Metern der höchste Punkt Mallorcas, ist weniger spektakulär, aber ein echtes Muss für alle, die Höhenmeter sammeln wollen. Der Anstieg von Sóller durch den berühmten Tunnel bis zum Stausee Cúber zieht sich, ist aber fahrtechnisch nicht allzu schwierig. Hier geht es mehr um Ausdauer als um explosiven Kletter-Style. Die Aussicht am Ende: rau, karg und atemberaubend – beste Bedingungen für ein episches Insta-Foto oder einfach ein paar Minuten ehrfürchtige Stille.
Cap de Formentor schließlich ist die Postkarten-Route schlechthin: Felsige Klippen, türkisblaues Wasser und ein Leuchtturm als Ziel. Die Strecke ist wellig, technisch anspruchsvoll und – sofern man früh unterwegs ist – ein echtes Erlebnis. Nachmittags allerdings wird die Straße zur Blechlawine, da hier jeder Mietwagen-Tourist meint, er müsse für Instagram posieren. Wer clever ist, fährt zum Sonnenaufgang und genießt die mystische Stimmung, bevor der Trubel losbricht.
Hinterland, Hochplateau und Mandelblüte – Die unterschätzten Perlen
Wer nur Berge und Meer sucht, verpasst die Magie des mallorquinischen Hinterlands. Das Pla de Mallorca, das große Hochplateau im Inselinneren, ist wie gemacht für lange Grundlagenfahrten. Hier gibt’s keine spektakulären Anstiege, aber endlose, leicht wellige Straßen, gesäumt von Trockensteinmauern, Olivenbäumen und im Frühjahr einer Mandelblütenpracht, die selbst den härtesten Punk zum Romantiker werden lässt. Die Straßen sind oft menschenleer, der Asphalt sauber, und das Tempo kann nach Lust und Laune variiert werden.
Wer es abwechslungsreich mag, plant eine Schleife über Dörfer wie Sineu, Petra oder Santa Maria ein. Hier gibt’s authentische Cafés, in denen der Cortado besser schmeckt als in jeder Strandbar, und Bäcker, die dich mit Ensaimadas und anderen lokalen Leckereien versorgen. Pannenhilfe findest du meist im nächsten Dorf – die Insel lebt mit und vom Radsport. Die Einheimischen winken freundlich oder feuern dich sogar an, wenn du in voller Montur wie ein Profi an ihnen vorbeischießt.
Das Hinterland ist auch der Place-to-be, wenn der Wind an der Küste zu stark bläst oder die Straßen an den Bergen zu voll sind. Hier trainieren die Profiteams im Frühjahr ihre langen Kanten, und auch für Einsteiger ist das Terrain ideal, um sich ohne Drama an größere Distanzen zu wagen. Wer die Seele Mallorcas spüren will, lässt sich im Pla treiben – und entdeckt dabei garantiert seine ganz eigene Lieblingsstraße.
Tipps, Tricks & (Über-)Leben am Straßenrand
Ob du Mallorca zum ersten oder zum hundertsten Mal befährst – die Insel hat ihre Tücken. Das fängt schon beim Wetter an: Von Sahara-Hitze über plötzliche Regengüsse bis zu eisigem Tramuntana-Wind ist alles drin. Die richtige Ausrüstung ist daher Pflicht: Windweste, Armlinge und mindestens ein Ersatzschlauch sind das Mindeste, was du einpacken solltest. Auch Sonnencreme in der Trikottasche ist kein Gag, sondern Überlebensstrategie.
Die Straßenqualität ist insgesamt top, aber in manchen Ecken gibt’s schmale Gassen mit losem Split oder Schlaglöchern. Wer zu sehr auf den Tacho starrt, liegt schnell im Graben oder auf dem Hintern. An Kreuzungen und Kreisverkehren wartet der nächste Adrenalinkick, denn hier nehmen es viele Autofahrer nicht so genau mit dem Schulterblick. Defensive Fahrweise und ein wacher Blick auf den Verkehr sind keine Schande, sondern Zeichen von Überlebenswillen.
Fürs leibliche Wohl gibt es unzählige Bars, Bäckereien und Wasserstellen, die speziell auf Radfahrer eingestellt sind. Die meisten Radverleiher bieten mittlerweile hochwertige Carbon-Boliden, falls du dein eigenes Rad nicht mitschleppen willst oder mal Lust auf einen Materialwechsel hast. Pannenhilfe, Notfallnummern und Werkstätten findest du fast in jedem größeren Dorf – und immer ein freundliches Wort obendrauf.
Fazit: Mallorca – Radparadies oder überbewerteter Hype?
Mallorca ist und bleibt das Mekka für Rennradfahrer. Die Mischung aus anspruchsvollen Bergen, malerischen Küstenstraßen und entspannten Flachetappen macht die Insel einzigartig. Klar, es gibt Touristenrummel und gelegentliches Verkehrschaos, aber wer klug plant, findet sein ganz persönliches Paradies auf zwei Rädern. Die besten Routen führen dich von der wilden Küste ins stille Hinterland, über legendäre Anstiege und durch urige Dörfer, in denen du Mallorca noch von seiner authentischen Seite kennenlernst.
Ob als Saisonauftakt, Trainingslager oder einfach zum Genießen: Die Insel bietet für jeden Roadie das passende Terrain – und zwar mit einer Qualität, von der andere Regionen nur träumen. Wer Mallorca nur als Partyinsel sieht, hat das eigentliche Abenteuer nie erlebt. Also: Rauf aufs Rad, raus auf die Straße und ab ins echte Mallorca!
Hier kommen unsere Pros und Contras, damit du ehrlich entscheiden kannst, ob Mallorca deine nächste Rad-Destination wird:
Pro:
- Spektakuläre Routen für jedes Niveau – von Küstenklassikern bis versteckten Hochplateaus
- Legendäre Anstiege wie Sa Calobra, Puig Major und Cap de Formentor
- Top Straßenqualität und radsportfreundliche Infrastruktur
- Vielfältige Landschaften, grandiose Aussichten und authentische Dörfer
- Riesige Auswahl an Radverleihen, Werkstätten und Cafés speziell für Biker
- Gute Erreichbarkeit und zahlreiche Flugverbindungen
- Perfektes Klima für Frühjahrs- und Herbsttrainingslager
Contra:
- In der Hochsaison oft überlaufen, speziell auf den Hotspot-Strecken
- Manche Autofahrer sind wenig rücksichtsvoll – erhöhte Vorsicht nötig
- Wetter kann im Frühjahr und Herbst schnell umschlagen
- Steigende Preise für Unterkünfte und Leihräder in den letzten Jahren
- Touristenfallen und Massenandrang an berühmten Fotospots